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Portrait Rafael Waber

«Ich habe zuhause keinen Computer»

Unser erster Coworker war schon vor dem Coworking da. Rafael Waber arbeitet heute bei Helion Energie AG für strategische Marketingprojekte. Zudem ist er einer von zwei Senior Coaches bei Scale up in der Schweiz.

Wie bist du zur Villa Loreto gekommen?

Ich kenne Jörg Bruppacher und seinen Vater schon seit meiner Kindheit. Als ich das Projekt Authentica – eine Plattform für eigenständige Schweizer Kleinproduzenten – aufbaute, suchte ich jemanden, der mir hilft, den Auftritt des Projektes konzeptionell und kommunikativ aufzubereiten. Dadurch kam ich wieder in Kontakt mit Jörg. Er, sein Vater und ihre Assistentin arbeiteten damals zu dritt in diesem grossen Fabrikgebäude. Weil noch viel Platz vorhanden war, durfte ich unbezahlt dazukommen. Nachdem wir das Projekt Authentica lanciert hatten, bin ich hier hängengeblieben und habe die Räumlichkeiten für den Aufbau meines damaligen Start-ups SwissShrimp AG weitergenutzt. Heute bin ich immer noch einen Tag in der Woche hier, um für Scale up, ein Business-Coaching-Netzwerk, zu arbeiten. Ausserdem erledige ich meinen ganzen privaten Bürokram in der Villa Loreto. Ich habe zuhause keinen Computer oder Arbeitsplatz, weil ich die Büroarbeit bewusst von meinem Zuhause abgrenze.

 

Wieso bist du geblieben? Was findest du hier, was du nirgends sonst findest?

Zum einen sind es sicher die Menschen und das diverse Arbeitsumfeld. Hier spricht man nicht nur über die Arbeit. Dann gibt es die Verbindungen zur Agentur Polarstern, die einen hohen Anspruch an die Qualität der Kommunikation hat. Zudem haben das Gebäude und die Liegenschaft eine gewisse Ausstrahlung und Geschichte, die man nicht mit einer zweckmässigen Liegenschaft vergleichen kann. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Fokusarbeit. Wenn ich mich in einem Thema weiterentwickeln will, mache ich das am liebsten allein in einem Zimmer mit einem Flipchart. Zwischendurch hole ich mir einen Kaffee, betrachte die Charts aus der Distanz und verschaffe mir einen Überblick. Zwei Stunden später habe ich ein sehr gutes Resultat. Dafür kann ich punktuell das Sitzungszimmer nutzen, was ich anderswo nicht könnte. Denn die meisten Arbeitsplätze sind nur digital ausgerichtet. Für mich ist das eine Art Retraite, die ich in der Stadt Solothurn machen kann, ohne weit wegzufahren.

Was hat sich seit deinem ersten Arbeitstag in der Villa verändert?

Zuerst war das Loreto noch kein Coworking Space. Vor etwa zehn Jahren kam Andreas Renggli mit seiner Agentur und hatte die Idee, zusammen mit Jörg ein Coworking aufzubauen. Damals war mir das Konzept Coworking neu und ich dachte, dass das keine Chance hat. Als es dann umgesetzt wurde, habe ich gesehen, dass es doch funktioniert. Coworking wurde Jahr für Jahr aktueller und ist heute etwas Selbstverständliches. Das war die grösste Veränderung. Und natürlich auch der Umbau der Villa Loreto mit all den neuen Räumen und dem Garten, der dazugehört. Die Möglichkeit, einfach in einen grosszügigen Garten mitten in der Stadt Solothurn zu gehen, ist einzigartig. Der Garten ist schon fast ein Park!

Hast du einen besonderen Moment in Bezug zur Villa Loreto?

Manchmal fahre ich abends zur Villa, um etwas zu deponieren oder so. Oft ist Jörg dann auch noch da. Dann nehmen wir ein Bier, essen eine Pizza mit Kräutern aus dem Garten und tauschen uns ganz relaxed aus. Das sind Momente, die ich sehr schätze. Ausserdem erinnere ich mich an unglaublich produktive Ergebnisse der Fokusarbeit. Und die Feste hier sind natürlich auch immer ein Highlight.

Workshop mit Rafael Waber

 

Neu berätst du Unternehmen als Scale-up-Coach. Was ist ein Scale-up-Coach und warum bist du einer geworden?

Ich helfe Führungsteams von Wachstumsunternehmen dabei, an ihrem eigenen Unternehmen zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln. Es geht also nicht um Start-ups, sondern um Unternehmen, die bereits stabil sind. Zum Beispiel eine medizinische Massagepraxis, die sich auf weitere Standorte ausbreiten möchte. Das ist herausfordernd, weil sich strategisch innerhalb der Unternehmenskultur viel ändert. Und das braucht Begleitung. In Deutschland ist die Institution Scale up sehr bekannt. Sie breitet sich nun auch in die Schweiz und nach Österreich aus. Als ich als CEO von SwissShrimp zurückgetreten bin, wurde ich von der Organisation angefragt, ob ich Senior Coach werden möchte. Scale up sucht gezielt Personen, die mindestens zehn Jahre ein Unternehmen geführt und dabei nebst Höhen insbesondere auch die Täler des Todes erlebt haben.

 

Was beinhaltet deine Beratung?

Wir sind keine Unternehmensberater, sondern begleiten die Unternehmen langfristig im Entwicklungsprozess. Das sind meist Workshops in Form einer Retraite, die zwei bis drei Tage pro Quartal stattfinden. Es geht nicht darum, dass ich ihnen die Lösung bringe, sondern ich helfe ihnen mit einem Werkzeugkasten, damit sie es selbst besser machen können – auf ihre Art, mit ihren Inhalten. Ich vermittle keine Theorie, sondern die Unternehmen haben am Ende ein direktes Ergebnis. Das Führungsteam muss am Unternehmen selbst arbeiten. Dafür braucht es einen Ort ausserhalb des Unternehmensumfelds, an dem man ungestört und fokussiert arbeiten kann. Für solche Retraiten eignen sich die Räumlichkeiten der Villa Loreto sehr gut. Die Mauer um den Garten erinnert an ein Kloster und ist darum ideal, um sich zurückzuziehen.

 

Was sind aus deiner Erfahrung wichtige Punkte, die Unternehmen oft vernachlässigen?

Viele unterschätzen das Thema People – also was es auslöst, wenn Mitarbeitende leidenschaftlich innerhalb eines Unternehmens Gas geben, statt nur ein- und auszustempeln. Unternehmen sollten wissen, welche Personen sie haben wollen und was diese brauchen. Ausserdem arbeiten Führungskräfte oft nur im Unternehmen statt am Unternehmen. Dafür braucht es Gelegenheiten, bei denen sich alle nur auf ein einziges Thema konzentrieren. Dass ein CEO solche Möglichkeiten schafft, passiert meiner Meinung nach viel zu selten.

 

Hast du einen Wunsch für die Zukunft der Villa?

Die Villa ist natürlich alt, schlecht isoliert und wird mit Gas beheizt. Das passt eigentlich nicht zu einer nachhaltigen Ausrichtung. Deshalb wollen Jörg und Andreas auf erneuerbare Energie umsteigen. Doch all das lässt sich nicht sofort umsetzen, weil es viel Geld kostet. Darum wünsche ich mir, dass sie das durchziehen können und die richtigen Partner dafür finden.

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Titelbild nachhaltige Events Rand 3

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